Hausandacht zu Pfingsten

Pfingsten – Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes
31. Mai / 1. Juni 2020
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wort der Schrift (Sacharja 4,6b):
Es soll nicht durch Herr oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen,
spricht der HERR Zebaoth.

Wir singen (EG 136)
1) O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.
2) O du, den unser größter Regent uns zugesagt: komm zu uns, werter Tröster, und mach uns unverzagt. Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit die scharf geschliffnen Waffen der ersten Christenheit.
3) Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je; darum musst du uns rüsten mit Waffen aus der Höh. Du musst uns Kraft verleihen, Geduld und Glaubenstreu und musst uns ganz befreien von aller Menschenscheu.
7) Du Heilger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern; mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn. O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund, daß wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund.

Mit Psalm 118 beten wir:
Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen!
Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN!
Wir segnen euch, die ihr vom Hause des HERRN seid.
Der HERR ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!
Du bist mein Gott und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen.
Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

Ehr` sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Wir beten:
Mit Freude im Herzen und unbändiger Sehnsucht warten wir auf Dich, Heiliger Geist Gottes, dass du kommst und Wohnung nimmst in den Herzen der Menschen. Wir bitten Dich: Komm auch zu uns, in mein Haus und in mein Leben, dass das Feuer der Liebe entfacht werde dort, wo Gleichgültigkeit und Lähmung ist, dass ich neue Kraft und Mut finde und mein Mund sich öffnet zum Lob,
Dir zu Preis und Ehre. Amen.
Halleluja! Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu das Antlitz der Erde. Halleluja! Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe. Halleluja!

An Pfingsten kommt etwas neu in Bewegung. Der Wind braust, Feuerzungen entfachen Menschen, Fremde hören das Evangelium auf sonderbare Weise in ihrer Muttersprache. Pfingsten bringt etwas neu in Bewegung und reißt mit. Dass Menschen einmütig an einem Ort beieinander sitzen, das macht noch keine Kirche aus. Dasitzen wie in einer Vereinsversammlung genügt nicht. Menschen wollen mitgenommen, ja mitgerissen werden durch das, was sie hören, durch die Botschaft, die sie empfangen, in der Gemeinde, in der sie sich zu Hause fühlen – um dann selbst in Bewegung zu kommen, innerlich und
äußerlich. Nur so spricht Kirche an. Aber moderne Bewegung, abgeschaut in der Unterhaltungsindustrie, das allein reicht nicht, um Kirche Jesu Christi zu sein. Wind und Feuer – das sind von je her Elemente, mit denen die Heilige Schrift anschaulich macht, dass Gott selber kommt, dass ER aufbricht zu uns und uns nicht alleine lässt. Pfingsten ist die Bewegung Gottes, das Kommen seines Heiligen Geistes, vom Himmel her auf unsere Erde, hinein in die Herzen, in Leib und in die Seele seiner Jüngerinnen und Jünger, um dort Wohnung zu nehmen und die alten Geister auszutreiben: den Geist der Verzagtheit, der Trägheit, des um sich selbst Drehens … Wenn Gott kommt und der Heilige Geist Wohnung macht bei uns, dann kommt etwas neu in Bewegung, dann fliegt – um im Bild der Wohnung zu bleiben – so manches aus dem Fenster, was da rumgestanden hat, all der fromme Plunder, mit dem wir bisher über die Runden gekommen sind, samt unserem selbstgebastelten Heiligenschein. Und dann kommt an die Reihe, was bei Hempels unterm Sofa liegt: Der Staub der vergangenen Jahre, all die offenen Rechnungen und Schuldscheine, mit denen ich andere belaste und die mich gefangen nehmen. All dieser Dreck fliegt raus. Dann werden auch die Möbel umgestellt. Und was immer wir für ansehnlich und wertvoll gehalten haben, alles, was gut und teuer war, das wird jetzt nach hinten geräumt. Wenn der Heilige Geist am Werke ist, wird der ganze Mensch neu eingerichtet. Und der Gottes Geist schaut auch nach, was von uns längst weggeworfen und für wertlos erachtet wurde, was im Mülleimer gelandet ist: unsere Zärtlichkeit und Verletzlichkeit, die Achtsamkeit, Hoffnung auf Besserung der Welt, auch unsere Selbstachtung – all das holt er wieder heraus und poliert es auf wie einen alten Spiegel, in dem ich mich neu sehen lerne, in dem ich mich wieder als Kind Gottes erkennen und begreifen kann. All das passiert, wenn Gott zu mir kommt in seinem Heiligen Geist. Ob er aber wirklich kommt? Gott hat es versprochen. Und weil er es versprochen hat, dürfen und sollen wir ihn beim Wort nehmen und bitten: Komm Heiliger Geist, durchfahre und erfülle uns, auf dass wir uns bewegen, im Geist und dann auch in unserem Leben. Amen.

Mit einem Choral singen wir (EG 564):
Kehrvers. Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, / die uns verbindet und Leben schafft.

  1. Wie das Feuer sich verbreitet
    und die Dunkelheit erhellt,
    so soll uns dein Geist ergreifen,
    umge-stalten unsre Welt.
    Kehrvers
  2. Wie der Sturm so unaufhaltsam,
    dring in unser Leben ein.
    Nur wenn wir uns nicht verschließen,
    können wir deine Kirche sein.
    Kehrvers
  3. Schenke uns von deiner Liebe,
    die vertraut und die vergibt.
    Alle sprechen eine Sprache,
    wenn ein Mensch den andern liebt.
    Kehrvers

Wir beten:
Ich freue mich, Gott, an diesem Tag und dass Du kommst im Heiligen Geist, kommst in diese Welt und auch zu mir, um mich neu anzustoßen und in Bewegung zu bringen, wie durch die Kraft des Windes und das Feuer der Liebe. Nie bleibt alles, wie es ist, wenn nur Du dabei bist und einziehst in mein Leben und Wohnung machst. Darum bitte ich dich von Herzen: richte Leib und Seele aus, damit ich neu aufbrechen und umkehren kann in meinem Geist und dann auch in meinem Leben. Ich bitte für die Menschen, die Deiner bedürfen: kehre ein mit deinem Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnen-heit. Mit Jesu Worten beten wir:

Vaterunser
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe.
Wie im Himmel, so auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld. Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung. Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen
und entzünd in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe.

Sendung und Segen
Der HERR segne Dich und behüte Dich.
Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über Dir und sei Dir gnädig.
Der HERR erhebe sein Angesicht auf Dich und schenke Dir Frieden. Amen.

geboren 1966 in Weimar; Studium in Berlin, München, Philadelphia, Jena; 1998 Ordination in Gotha; 1997-2012 Pfarrer in Remda, Superintendentur Saalfeld-Rudolstadt; seit August 2012 Pfarrer in Arnstadt