Hausandacht zu Quasimodogeniti

1.Sonntag der österlichen Freudenzeit – Quasimodogeniti
Wie die neugeborenen Kindlein
19. April 2020
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wort der Schrift (1. Petrus 1,3):
Gelobt sei Gott, der Vater unseres HERRN Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Wir beten mit Psalm 116
Das ist mir lieb, dass der HERR meine Stimme und mein Flehen hört.
Denn er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich mein Leben lang ihn anrufen.
Stricke des Todes hatten mich umfangen, des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen;
Ich kam in Jammer und Not. Aber ich rief an den Namen des HERRN: Ach, HERR, errette mich!
Der HERR ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig.
Der HERR behütet die Unmündigen; wenn ich schwach bin, so hilft er mir.
Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der HERR tut dir Gutes.
Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.
Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen.
Ich will den Kelch des Heils erheben und des Namen anrufen.

Ehr` sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Wir beten:
Allmächtiger, ewiger Gott, das ist mir lieb, dass mein Flehen nicht verhallt, sondern vor dich gekommen ist und dein Auge über uns wacht und dein Ohr sich zu mir neigt. Ich danke dir dafür, dass du mich von Sünde und Tod erlöst durch die herrliche Auferstehung Jesu Christi von den Toten und mir das Bad der Wiedergeburt geschenkt hast. Lass das Licht des neuen Schöpfungsmorgen aufgehen über aller Welt und uns in einem neuen Licht wandeln, darum bitten wir durch Christus, unseren HERRN
Amen.

Im Buch des Propheten Jesaja lesen wir im 40. Kapitel, Vers 31: Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden. Schwestern und Brüder, ein schönes, ein österliches Bild ist das: Auf-fahren mit Flügeln wie Adler, getragen von frischem Wind, das Alte hinter sich lassend, den Blick nur nach vorne gerichtet, vor sich eine unausdenkbare Weite, neues Land und eine ganz neue Freiheit. Ganz ohne Überwindung wird das aber auch bei den jungen Adlern nicht gehen. Man kann sich vorstellen, was sich kurz vor dem erstmaligen Verlassen des Horstes in luftiger Höhe abspielt: wie die Jungen am Rand des Horstes stehen, wie sie wild mit den Flügeln schlagen, bis sie sich endlich hinauswagen, aus dem Nest „fallen“ und dann wunderbar getragen werden. Christlicher Glaube heißt auch: „sich fallen lassen“. Und Ostern erzählt uns, dass Gott ganz nahe auch an unserem Ohr ist und uns zuflüstert: Du kannst es! Schwing dich auf und flieg los! Meine Liebe wird dich tragen. Ich bin die Kraft, die dir Flü-gel verleiht. Du wirst sehen, wie du es kannst, wenn du dich auf mich verlässt. Ich werde dich tragen. Aber den ersten Schritt, den Sprung des Vertrauens, den musst du selber tun … wenn es Ostern werden soll auch in deinem Leben. Aber wir Menschen zweifeln immer. Wie oft sagen wir mit dem Apostel Thomas: Ich glaube nur, was ich sehe! Und sehen tun wir oft nur die Abgründe, vor denen wir stehen. Aber den Wind? Die jungen Adler sehen ihn nicht, und wagen doch den Sprung. Wer oder was lehrt uns das Vertrauen, dass wir von Gott getragen werden, wenn wir einmal gesprungen sind? Vertrauen lernen wir nur durch das Gespräch mit Gott. Schon wer seine Hände faltet, wer anfängt, mit Gott zu reden, der braucht ja Vertrauen – Vertrauen darauf, dass Gott sein Ohr zu mir neigt (Psalm 116) und mein Gebet erhört wird. Das Gebet zieht nach oben, mich nach oben, mit allem, was ich bin und habe. So kann es leicht werden ums Herz, das vorher noch so tief gedrückt war von Last und Schwere. So leben wir auch in diesen Zeiten mit seinen Nöten. Wir leben in unserer Welt und wir leben im Glauben – mit beiden Beinen auf der Erde und dennoch der Schwere des Seins irgendwie enthoben. Österliche Menschen le-ben in einer neuen Perspektive, oder – um noch einmal zum Bild des Adlers zurückzukommen: die Enge des Horstes öffnet sich zu einer neuen Weite, die alles Bisherige „alt“ aussehen lässt. Und wenn es dann doch passiert, dass die Jungen bei ihren ersten Flugversuchen ins Taumeln geraten, dann werden sie von den Alten aufgefangen, auf den Flügeln der Alten werden sie getragen. Ein wunderbares Gleichnis da-für, den Sprung des Glaubens zu wagen. Also: Nur Mut!

Wir beten:
Dank sei dir, himmlischer Vater, für Dein Wort, das uns trägt durch die Tage und alle Zeiten unseres Lebens, auf das wir immer wieder aufspringen können wie junge Adler auf die Flügel der Alten. Dank sei dir, der du unser ganzes Leben immer schon in deinen Händen hältst und uns wieder und wie-der unsere Sünde, unseren Unglauben und unseren Zweifel vergibst. Dank sei dir, dass wir uns auf dich verlassen, den Sprung wagen können in das Vertrauen auf deine unendliche Treue und Fürsorge. Wir bitten heute dich für alle, die dieses Vertrauen (noch) nicht haben, denen es schwer ums Herz ist, denen der Glaube abhandengekommen ist und die von den Nöten dieser Erde geplagt sind und niedergehalten werden. Für alle Menschen in unserer Stadt und Gemeinde – für sie alle bitten wir um die österliche Freude und im Vertrauen auf Christus, der uns zu beten gelehrt hat:

Vaterunser
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe.
Wie im Himmel, so auch auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld.
Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung.
Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft,
dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler,
dass sie laufen und nicht matt werden,
dass sie wandeln und nicht müde werden.

(Jes 40,31)

Sendung und Segen
Der HERR segne Dich und behüte Dich.
Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über Dir und sei Dir gnädig.
Der HERR erhebe sein Angesicht auf Dich und schenke Dir Frieden.
Amen.

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geboren 1966 in Weimar; Studium in Berlin, München, Philadelphia, Jena; 1998 Ordination in Gotha; 1997-2012 Pfarrer in Remda, Superintendentur Saalfeld-Rudolstadt; seit August 2012 Pfarrer in Arnstadt