Fünfter Sonntag der Passionszeit – Judika

Kurzanleitung zu einer Hausandacht

29. März 2020
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Spruch der Woche:
Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele. (Matthäus 20,28)

Wir beten mit Psalm 43
Schaffe mir Recht, Gott
und führe meine Sache wider das treulose Volk
und errette mich von den falschen und bösen Leuten!
Denn du bist der Gott meiner Stärke:
Warum hast du mich verstoßen?
Warum muss ich so traurig gehen,
wenn mein Feind mich drängt?
Sende dein Licht und deine Wahrheit,
dass sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen Berg
und zu deiner Wohnung,
dass ich hineingehe zum Altar Gottes,
zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,
und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Ehre sie dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und allezeit, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Wir beten:
Dass wir nicht kommen können, zu deinem Altar, HERR, um zusammen mit deiner Gemeinde Gottes-dienst zu feiern, das betrübt uns sehr. Aber wir wissen, dass Du uns allezeit nahe bis mit deinem Wort und Deiner Liebe, die erschienen ist in Jesus Christus, unserem HERRN. Amen.

Schwestern und Brüder,
der Predigttext für diesen Sonntag steht im Hebräerbrief, Kapitel 13,12-14. Dort lesen wir: Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleiben-de Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Der Schreiber des Briefes ruft die Christen heraus aus dem Lager – und wir sagen: ausgerechnet in die-ser Zeit! Ausgerechnet heute! Sind wir doch alle angehalten, möglichst zu Hause zu bleiben und unter uns zu sein. Nein, sagt die Schrift – vor die Tore der Stadt sollen wir kommen, um – wie es heißt – die Schmach Christi zu tragen, dorthin also, wo es stinkt und infektiös ist, wo seither der Geruch der Armut und der Krankheit deutlicher zu riechen war als drinnen. Und wo bis heute keiner gerne und dann auch noch freiwillig hingeht. Aber es gab sie immer, Menschen, die sich diesem Dienst verschrieben haben und Kranken und Sterbenden auch bei Gefahr an Leib und Leben zu Hilfe kamen. Angesichts der Corona-Epidemie bekommen wir eine (schwache) Ahnung davon, was es heißt, die eigene Komfortzone zu verlassen, um mit Mundschutz und in Schutzausrüstung für andere da zu sein: als Ärzte, Pfleger, Polizisten. Wir schauen mit Abstand und in einiger Sicherheit respektvoll und dankbar auf diese Menschen – und sind doch als Christen selbst herausgerufen aus dem Lager, um vor die Tore der Stadt zu gehen, dorthin also, wo im Mittelalter die Hospitäler errichtet wurden, in denen die Menschen vegetierten, die man innerhalb der Stadt nicht sehen wollte. Ist das nicht fahrlässig? Der Hebräerbrief ruft in die Nach-folge, ruft vor die Tore der Stadt – wo aber ist das für uns? Wer ist da alles zu finden? Welche Schmach wartet dort auf uns, die es mitzutragen gilt? Ich zitiere aus einer Predigtmeditation: „Wer hinausgeht zum Opferplatz, muss vieles hinter sich lassen: Häuser, Gemeinschaft, Kultur, Macht. Wer hinausgeht zum Opferplatz, muss sich von vielem trennen: von vermeintlicher Anerkennung und Sicherheit. Türen fallen zu, wenn Gemeinden aus dem Tor gehen: Herr Studienrat, Herr Direktor, Herr Gerichtsarzt, Herr Oberarzt. … Alle sitzen sie hinter ihren Türen. Und ihre Tür haben sie fest zu. Und wir stehen draußen.“ Zitat Ende. Und wir verstehen: Das Heil ist draußen vor der Tür. In der Liebe zu den Menschen, allen voran zu ihren schwächsten Gliedern. Dort ist er zu finden, der Christus Gottes. Er ist damit gar nicht weiter weg als vor der eigenen Tür. Und ruft uns von dort, ihm nachzufolgen, ihn vor Augen und sein Wort im Ohr zu haben. Ruft uns heraus, um zur christlichen Gemeinde, zur Gemeinde der Herausgeru-fenen zu werden. Als solche haben wir dann in der Tat keine bleibende Stadt mehr. Aber wir haben eine Richtung: hin zu Gott, zur Quelle des Lebens. Amen.

Wir beten: Dank sei dir, allmächtiger und ewiger Gott, für dein Wort und dass Du uns in diesem Wort allezeit nahe bist. Dank sei dir, dass Du uns im Heiligen Geist untereinander und mit dir verbindest. Wir sind deine Gemeinde, die du herausrufst vor die Tore, um das Heil zu finden. Wir bitten dich: Zeig uns auch in die-sen Tagen, wie wir einander dienen können. Höre die Gebete der Einsamen, der Kranken und Sterben-den, stärke und ermutige die Menschen, die unter Belastung arbeiten und leben müssen. Dir vertrauen wir unser verstorbenes Gemeindeglied Joachim Horn an, den Du heimgerufen hast in deinen Frieden. Wir danken mit seiner Familie für dieses Leben und für alles, was es reich gemacht und erfüllt hat. Und bitten dich: vollende an ihm alle deine Verheißungen. Tröste die Angehörigen und alle, die nicht Ab-schied nehmen konnten. Tröste, wie einen seine Mutter tröstet. Im Namen Jesu beten wir zu dir:

Vaterunser
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe.
Wie im Himmel, so auch auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld.
Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung.
Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Wann oder wann eher, das ist nicht die Frage. Sie wird kommen, sie muss kommen, die heilige Zeit des ewigen Friedens, in der das himmlische Jerusalem Hauptstadt der neuen Welt sein wird. Und bis dahin, Schwestern und Brüder, seid heiter und seid mutig in den Gefahren der Zeit.

Sendung und Segen
Gehet hin in Frieden des HERRN – Gott sei ewiglich Dank!
Der HERR segne euch und behüte euch.
Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über euch und sei euch gnädig.
Der HERR erhebe sein Angesicht auf euch und schenke euch Frieden.
Amen.

Lied
Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen, mögest du den Wind im Rücken haben, und bis wir uns wieder sehn, und bis wir uns wieder sehn, möge Gott seine schützende Hand über dir halten.
Möge warm die Sonne auch dein Gesicht bescheinen, Regen sanft auf deine Felder fallen, und bis wir uns wieder sehn, und bis wir uns wieder sehn, möge Gott seine schützende Hand über dir halten.
Irischer Reisesegen

geboren 1966 in Weimar; Studium in Berlin, München, Philadelphia, Jena; 1998 Ordination in Gotha; 1997-2012 Pfarrer in Remda, Superintendentur Saalfeld-Rudolstadt; seit August 2012 Pfarrer in Arnstadt

1 Kommentar zu „Fünfter Sonntag der Passionszeit – Judika

  1. Lieber Herr Kratzer,
    Ihre Worte sind so tröstlich. Danke dafür. Jörg hat es u.a. ins Netz gestellt für uns. Er schreibt jeden Montag zur Chorprobe einen warmherzigen Brief.
    Ich habe einen “offenen Brief” an unsere gefiederten Musiker Freunde geschrieben, der klingt so:
    Am Morgen singt ihr nur noch Mezzo,
    mittags gibt es kein fröhliches Konzert.
    Liegts in der Luft?,
    spürt ihr es auch?
    beklagt ihre der Menschen Not?
    Wir bitten euch:
    singt bald wieder lauter,
    gerade in diesem Moment.
    Für alles Leben auf Erden.
    Dann können auch wir wieder fröhlich werden.

    Herzlichen Gruß, auch an Ihre Familie.
    Ilona Berthold